Wikipedia für Unternehmen: 5 Hindernisse auf dem Weg zu deinem Eintrag

Wikipedia für Unternehmen: 5 Probleme, die beim Erstellen eines Artikels auftreten – und wie du sie überwindest

Wikipedia ist jedem ein Begriff. Heutzutage gibt es wenige, denen das Online-Nachschlagwerk noch nicht bei Recherchen geholfen hat. Kein Wunder also, dass Wikipedia für Unternehmen aufgrund der hohen Reichweite und Glaubwürdigkeit besonders attraktiv ist. Doch es ist gar nicht so einfach, eine eigene Präsenz in der Enzyklopädie Wikipedia aufzubauen. 

Eine starke Online-Präsenz ist für Unternehmen wichtig, um Kunden zu generieren. Was wäre also besser als ein eigener Wikipedia-Eintrag? Dieser steht sinnbildlich für den Erfolg und das Expertentum eines Unternehmens. Verlinkungen der von Google mit hoher Autorität bewerteten Enzyklopädie stärken zudem das eigene SEO.

Allerdings achtet die Wikipedia-Community sehr genau darauf, dass die Wikipedia nicht zu einer mit Marketingtexten vollgestopften Werbeplattform verkommt. Admins und Nutzer:innen sind sehr penibel, wenn es um neue Artikel geht. Schnell werden Einträge gelöscht, die nicht den Kriterien entsprechen. Beim Verfassen eines Beitrags für ein Unternehmen muss also einiges beachtet werden. Wikipedia selbst gibt acht Punkte vor, wie ein Artikel zu erstellen ist:

  1. Artikelname prüfen
  2. Relevanz prüfen
  3. Belege sammeln
  4. Artikeltitel und Erstellungsort wählen
  5. Artikel schreiben
  6. Vorschau und Zusammenfassung
  7. Einordnung
  8. Artikel beobachten

Damit beschreibt die Website ihre eigene ideale Vorgehensweise zur Erstellung eines neuen Beitrags. Allerdings verstecken sich in diesen Punkten einige Stolpersteine. Einen Beitrag auf Wikipedia zu erstellen, der nicht gelöscht wird, ist aber trotz einiger Hindernisse ein durchaus realistisches Unterfangen.

„How to Wikipedia“ – So erstellst du einen Artikel

Der erste Schritt ist die Erstellung eines eigenen Benutzerkontos. Ohne das kannst du auf Wikipedia keine Artikel hochladen. Ein Konto lässt sich schnell einrichten. Ob du deinen echten Namen oder ein Pseudonym verwendest, bleibt dir überlassen. Allerdings rät Wikipedia zu einer Anmeldung mit dem richtigen Namen. So sollen die Autoren transparenter sein. Es soll nicht der Eindruck entstehen, dass du etwas zu verbergen hättest. Eine reale Person als Autor trägt zur Glaubwürdigkeit bei.

Bevor du deinen Artikel schreibst, solltest du einige Dinge überprüfen. Unter anderem darf das Thema deines Beitrags noch nicht behandelt worden sein. Falls ein ähnlicher Artikel zu deinem Unternehmen existiert, kannst du keinen neuen verfassen. So will Wikipedia verhindern, dass sich Beiträge doppeln. Überprüfe auch, ob ein Beitrag zu deinem Thema bereits in anderen Sprachen existiert. Für diese Suche stellt Wikipedia ein eigenes Tool zur Verfügung. Damit ist eine Überprüfung leicht zu bewerkstelligen.

Um einen neuen Beitrag für die Enzyklopädie zu schreiben, empfiehlt es sich, ihn zuerst auf einer sogenannten Benutzerseite anzufertigen. Dabei handelt es sich praktisch um einen Offline-Bereich. Die hier geschriebenen Artikel können von anderen Nutzern noch nicht gelesen werden. Hier bearbeitest du deinen Beitrag, bis er fertig zur Veröffentlichung ist. Änderungen sind während des Schreibens immer wieder notwendig. Falls du deinen Text direkt veröffentlichst, wird jede spätere Veränderung in der Historie unter dem Beitrag angezeigt.

Um einen Benutzerseitenartikel anzulegen, musst du den Link, der in der URL erscheint, anpassen. Die Adresse sieht nach dem Einloggen beispielsweise wie folgt aus:

https://de.wikipedia.org/wiki/Benutzer:Michael_Mustermann/additiv

Den hinteren hervorgehobenen Part (additiv) tauschst du gegen deinen gewünschten Artikelnamen. So erstellst du eine neue Benutzerseite für deinen Artikel.

Relevanzkriterien bei Wikipedia: Was macht dein Unternehmen wichtig?

Eine grundlegende Anforderung an einen Artikel ist die Relevanz. Damit ein Unternehmen auf Wikipedia eine Präsenz aufbauen kann, müssen verschiedene Kriterien erfüllt sein. Ansonsten hat ein neuer Artikel von vornherein keine Chance. Für Unternehmensbeiträge gelten besondere Ansprüche. In der Regel muss einer der folgenden sechs Punkte zutreffen, damit dein Eintrag in der Enzyklopädie nicht von den Wikipedia-Administratoren gelöscht wird:

Dein Unternehmen…

  1. hat mindestens 1000 Vollzeitmitarbeiter:innen oder
  2. kann einen Jahresumsatz von mehr als 100 Millionen Euro vorweisen oder
  3. wird an der Deutschen Börse im regulierten Markt, an der Wiener Börse in den Marktsegmenten prime market oder standard market oder in einem gleichwertigen Börsensegment in anderen Staaten gehandelt oder
  4. besitzt mindestens 20 Betriebsstätten im Sinne von Art. 5 OECD-MA DBA (Onlineversion, pdf, 237 kB) (damit sind eigene Zweigniederlassungen, Produktionsstandorte, Filialen, Ladengeschäfte eingeschlossen, nicht jedoch unabhängige Handelsvertreter oder Vertriebspartner) und entspricht dabei (als Gesamtunternehmen) wenigstens einer Großen Kapitalgesellschaft (etwa im Sinne § 267 dHGB, § 221 öUGB) oder
  5. hat eine marktbeherrschende Stellung oder innovative Vorreiterrolle bei einer relevanten Produktgruppe oder Dienstleistung (unabhängige Quelle erforderlich) oder
  6. hat einen der ersten fünf Punkte zu einem Zeitpunkt in der Vergangenheit erfüllt.

Wenn auch nur einer dieser Punkte auf dein Unternehmen zutrifft, hast du eine ausreichende Argumentationsgrundlage. Allerdings muss dein Text widerspiegeln, dass ein oder mehrere Punkte erfüllt sind. Falls du diese Tatsachen außen vor lässt, wird es später Probleme geben.

WICHTIG: Der Versuch, einen Unternehmenseintrag zu erstellen, ohne dass einer der Punkte zutrifft, endet meist in einer Löschung durch einen Wikipedia-Administrator.

Wikipedia-Eintrag: Werbung und Wissenswertes richtig unterscheiden

Beim Schreiben eines neues Artikels gibt es einige Regeln zu beachten. So muss jeder Beitrag einen neutralen Standpunkt haben. Wie bereits erwähnt, muss die enzyklopädische Relevanz  aus dem Artikel hervorgehen. Weiterhin ist zu beachten, dass das Kopieren urheberrechtlich geschützter Werke verboten ist. Unabhängig von dem urheberrechtlichen Problem rät die Enzyklopädie auch vom Einsetzen von Webseitentexten oder Werbeflyern ab. Die textlichen Anforderungen eines Enzyklopädie Artikels sind völlig andere. Letztendlich erwartet Wikipedia auch eine besondere Formatierung. Dafür stellt die Website Vorlagen und Hilfen bereit.

Zwei Dinge, die bei deinem eigenen Eintrag auf keinen Fall fehlen dürfen, sind Weblinks und Einzelnachweise. Bei den Weblinks hast du die Gelegenheit, direkt auf deine Unternehmens-Website zu verweisen. Die Einzelnachweise sind für den Inhalt deines Beitrags wichtig. Alle relevanten Informationen, die du verwendet hast, müssen belegt sein. Wikipedia achtet darauf, dass für alle nicht-trivialen Aussagen, die in einem Artikel stehen, reputable Quellen hinterlegt sind.

Anhand der Belege in den Einzelnachweisen überprüft Wikipedia neue Artikel auf ihre Inhalte. Wichtig zu wissen ist, dass nicht jeder Beitrag im Fundus erwünscht ist. Wikipedia ist kein Wörterbuch. So ist es nicht erwünscht, dass sich ein Beitrag lediglich mit der Erklärung eines Begriffs befasst. Weiterhin wird darauf hingewiesen, dass die Enzyklopädie nicht für Eigenwerbung genutzt werden darf.

Marketing zählt nicht zu den Funktionen, die ein Eintrag auf Wikipedia erfüllen soll. An dieser Hürde sind bereits viele Unternehmen gescheitert. Denn es ist nur natürlich, dass die Unternehmen sich bestmöglich darstellen wollen. Wie erwähnt müssen wichtige Informationen immer von externen, qualitativ hochwertigen Quellen belegt werden.

Werbung für dein Unternehmen ist in diesem Sinne also nicht möglich. Es ist aber erlaubt, Vorteile und Errungenschaften des eigenen Unternehmens darzustellen, wenn externe Aufzeichnungen darüber existieren. Dieser Punkt wird nach der Veröffentlichung deines Beitrags wahrscheinlich zu Problemen führen. Allerdings kann der Vorwurf der Werbung argumentativ widerlegt werden.

Mein Wikipedia-Artikel ist veröffentlicht – und soll gelöscht werden?!

Nach der Veröffentlichung des Artikels steht das größte Hindernis an: Dein Beitrag kommt zum ersten Mal mit den Administratoren in Kontakt und wird genaustens gesichtet. Die sogenannten „Admins“ sind Nutzer:innen, die von Wikipedia mit zusätzlichen Werkzeugen ausgestattet sind. So können sie Einträge löschen und Benutzer sperren.

Diese Fachleute überprüfen, ob du dich an alle Vorgaben gehalten hast. Wenn es nichts zu beanstanden gibt, wird der Artikel freigegeben. Falls Mängel auffallen, kann es im schlimmsten Fall zu einem Löschantrag kommen. Dieser kann nach der ersten Freigabe auch von „normalen“ Nutzer:innen (ugs. „Wikipedianer“) eingereicht werden. Um eine Löschung zu beantragen muss man kein Administrator sein, sondern nur ein Benutzerkonto bei Wikipedia haben.

Viele Mitglieder der Community sind regelmäßig auf der Suche nach Fehlern und ungenügenden Beiträgen. Daraufhin entsteht eine Löschdiskussion, in welcher der Grund für den Antrag genannt wird. Du wirst auf deinem Benutzerkonto über offene Anträge informiert. Durch einen Link, der auf der Artikel-Seite angezeigt wird, kann man direkt zu der Diskussion gelangen. Jetzt hast du sieben Tage Zeit, um gegen den Löschantrag zu argumentieren. An diesem Austausch kann jeder Nutzer teilnehmen.

Verteidige deinen Beitrag!

Es wird ernst für deinen Beitrag. Deine Argumente bestimmen über die letzte Stufe der Zulassung. In diesem Schritt musst du mit klaren Gegenargumenten auf die vorgebrachten Gründe der Antragsteller:in für die Löschung eingehen. Jeder Vorwurf muss zufriedenstellend entkräftet werden. Lasse dich nicht von anderen Nutzer:innen einschüchtern. Stelle dar, warum bestimmte kritisierte Inhalte relevant sind.

Der Umgangston kann von Zeit zu Zeit rauer werden. Trotzdem solltest du immer sachlich und höflich bleiben. Denn auch bei den Nutzer:innen und Administratoren existieren verschiedene Meinungen. Falls du deinen Beitrag entsprechend sinnvoll verteidigst, können andere deine Sichtweise unterstützen. Wichtig ist, dass mindestens ein Relevanzkriterium auf dein Unternehmen zutrifft und du deine Informationen gut belegt hast.

Durch Anpassungen der Löschung entgehen

Sollten kleinere Fehler an deinem Artikel auffallen, ist das kein Weltuntergang. Solche Macken lassen sich durch eine Anpassung aus der Welt schaffen. Selbst während der Löschdiskussion kannst du Änderungen durchführen. Wikipedia hat ein grundlegendes Interesse daran, dass sinnvolle Inhalte und Wissen das Portfolio ergänzen. So kannst du Argumente der Antragsteller:in entkräften. Im Endeffekt entscheidet dann ein Administrator, ob er den Löschantrag genehmigt oder ablehnt.

Bezahltes Schreiben: Wikipedia erwartet Kennzeichnung

Eine letzte Barriere kann noch durch den Autor oder die Autorin deines Beitrags entstehen. Artikel, die im Rahmen von bezahltem Schreiben entstanden sind, müssen entsprechend gekennzeichnet werden. Falls dein Management eine Agentur oder eine/n externen Redakteur:in mit der Erstellung eines Eintrags beauftragt hat, muss dies entsprechend vermerkt sein.

Grundlegend ist bezahltes Schreiben nicht verboten. Allerdings stößt es bei den Wikipedianern auf Skepsis und wird von einigen grundsätzlich abgelehnt. Das wird besonders dann zu einem Problem, wenn du versuchen solltest, bezahltes Schreiben zu verschleiern. Falls die „Wikipedianer“ den Autor oder die Autorin zum Beispiel zu einer Agentur zurückverfolgen, ohne dass dies kenntlich gemacht wurde, hast du schon verloren.

Auch wenn die Inhalte von einem deiner Mitarbeitenden verfasst wurden, zählt es als bezahltes Schreiben. Eine vorhandene Verbindung ohne Kennzeichnung kann zu einem Löschantrag führen bzw. eine laufende Löschdiskussion negativ beeinflussen. Infolgedessen musst du genau darlegen, dass der Artikel nicht zu Werbezwecken verfasst wurde. Wenn du die geltenden Kriterien allerdings beim Schreiben und den Einzelnachweisen bedacht hast, erleichtert das dir eine erfolgreiche Verteidigung .

Du siehst also, dass es bei der Erstellung eines Unternehmensbeitrags einige Gefahrenstellen gibt. Auch wenn sich an alle unsere Hinweise gehalten wird, kann ein Eintrag abgelehnt werden. Wikipedia für Unternehmen ist kein leichtes Unterfangen. Versuche es trotzdem immer weiter. Dazu ruft selbst die Online-Enzyklopädie auf. Es gilt die Einstellung: „Nicht aufgeben“. Falls du Unterstützung beim Wikipedia-Auftritt deines Unternehmens benötigst, stehen wir dir gerne zur Seite.